Unterägeri
Forstwerkhof Bommerhüttli
Sonntag, 16. Juli 2023, 17.00 Uhr
«HEITERE ELEGANZ»
Ensemble Chamäleon

Madeleine Nussbaumer, Klavier

Geboren in Zug. Matura. Solistendiplom mit Auszeichnung bei Hubert Harry an der Musikhochschule Luzern. Begeisterte Kammermusikerin. Initiantin des Ensembles Chamäleon und des Festivals Sommerklänge (künstlerische Leitung). Lehrtätigkeit. Anerkennungspreis 2021 des Kantons Zug.

Tobias Steymans, Violine

Geboren in Deutschland. Abitur. Ausbildung in Köln (Igor Ozim und Zakhar Bron) und Boston USA (Joseph Silverstein). Solistische Konzerttätigkeit. Konzertmeister des Orchesters der Oper Zürich. Seit 2009 1. Konzertmeister im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks München.

Natalia Mosca, Viola

Geboren in Novosibirsk (Russland). Ausbildung in Novosibirsk bei Youri Maztschenko und an der Musikhochschule Basel bei Hatto Beyerle. Solistendiplom. Seit 2006 Bratschistin im Orchester der Oper Zürich (Philharmonia Zürich). Begeisterte Kammermusikerin.

Luzius Gartmann, Violoncello

Aufgewachsen in Chur. Matura. Konzertexamen an der Musikhochschule Wien bei André Navarra. Bis 2021 Mitglied des Orchesters der Oper Zürich (Philharmonia Zürich). Kammermusikkonzerte (Orion Trio, Ensemble Chamäleon, Avalon Trio) in vielen Musikzentren Europas und Japans.

Programm

Carl Maria von Weber (1786–1826)

Klavierquartett B-Dur op. 8 (1809)
 

Allegro
Adagio ma non troppo
Menuett – Trio
Finale. Presto

 

Johannes Brahms (1833–1897)

Klavierquartett A-Dur op. 26 (1862)

Allegro non troppo

Poco adagio

Scherzo. Poco allegro

Finale. Allegro

Konzertflügel Steinway & Sons: La Bottega del Pianoforte, Bironico

Ticketreservation

Anfahrt

 

Adresse: Bommerhüttli, Unterägeri. Von Zug kommend in Unterägeri beim Dorfplatz rechts abzweigen in die Höfnerstrasse und dieser ca. 2.7 km folgen. Signalisierte Parkplätze vorhanden.

ÖV: Bus Linie 1 ab Bahnhof Zug (Haltestelle Unterägeri Zentrum); von dort Shuttledienst ab 15.30 Uhr (unbedingt reservieren).

Ensemble Chamäleon

1990 hat die Zuger Pianistin Madeleine Nussbaumer das Ensemble Chamäleon ins Leben gerufen. Die Grundidee: ein festes Klaviertrio, das aber je nach Programm weitere Musikerinnen und Musiker und ihre Klangfarben mit einbezieht. Zur Stammbesetzung mit Madeleine Nussbaumer am Flügel, dem Geiger Tobias Steymans, Konzertmeister im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks München, und dem Cellisten Luzius Gartmann stösst dieses Mal als Vierte im Bunde die russische Bratscherin Natalia Mosca. Das Ziel des Ensembles: einem interessierten Publikum den ganzen Reichtum der mit Klavier besetzten Kammermusik von der Klassik bis zu zeitgenössischen Kompositionen näher zu bringen. 2020 konnte das Chamäleon sein 30-jähriges Bestehen feiern. 2021 wurde seine Gründerin für ihr breit gefächertes kammermusikalisches Wirken mit dem Anerkennungspreis des Kantons Zug geehrt.

Heitere Eleganz

Carl Maria von Weber wurde 1786 in Eutin bei Lübeck geboren, wo sein aus Süddeutschland stammender Vater gerade als fürstbischöflicher Hofkapellmeister und später als Eutiner Stadtmusikus wirkte. Ein väterlicher Halbbruder war der Vater von Mozarts Frau Constanze, Carl Maria also ein angeheirateter Vetter Mozarts. Carl Maria wuchs zu einem guten Pianisten heran. Sein bekanntester Lehrer war Michael Haydn in Salzburg, der Bruder von Joseph Haydn. Schon mit 18 Jahren wurde Weber für drei Jahre musikalischer Leiter des Theaters in Breslau. Spätere Wirkungsorte sind die Opernhäuser von Prag und Dresden. Verstorben ist er 1826 in London an Tuberkulose. 1844 wurden seine sterblichen Überreste nach Dresden zurückgeführt, wo Wagner die Grabrede hielt. Für ihn war insbesondere Webers Oper «Der Freischütz» der Inbegriff der deutschen Romantik, der Sehnsucht des Menschen nach Vereinigung mit der Natur.

Weber hatte beim Komponieren oft die Eigenart, dass er ein neues Werk nicht «von vorne» komponierte und dann plötzlich das Interesse verlor und den Faden nicht mehr weiterspann, glücklicherweise nicht beim B-Dur-Klavierquartett. Als 20-Jähriger komponierte er in Schlesien einen langsamen Satz und ein Finale. Vollendet wurde das Quartett drei Jahre später in Ludwigsburg, wo er vorübergehend eine Anstellung beim Herzog von Württemberg hatte. Schwärmerische Stellen wechseln sich mit heiter-idyllischen ab, und auch leidenschaftliche Passagen kommen nicht zu kurz. Das Quartett besticht durch seine Eleganz und bietet auf höchstem Niveau angenehm-heitere Unterhaltung.

Johannes Brahms war bezüglich seiner Werke extrem selbstkritisch, vernichtete vieles und schrieb anderes immer wieder um. Das A-Dur-Klavierquartett begann er als 22-Jähriger etwa 1855, in einer Zeit, die geprägt war von seiner Liebe zu Clara Schumann und vom Verzicht auf sie. 1862 reiste Brahms dann erstmals nach Wien, in seinem Gepäck das eben fertiggestellte Quartett, das im November 1862 in Wien uraufgeführt wurde, mit Brahms am Klavier.

Das umfangreiche, bis ins Kleinste ausgefeilte Werk, für das Brahms zeitlebens eine grosse Vorliebe hatte, ist von einem überfliessenden Reichtum an kompositorischen und melodischen Einfällen geprägt. Der langsame Satz verarbeitet das Ende der Liebesbeziehung zu Clara Schumann. Im Klavierpart gibt es Arpeggios, die fast wörtlich einer Heine-Vertonung von Schubert entnommen sind, und die sich mit Seufzer-Motiven der Streicher abwechseln. Die Schlussworte jenes Liedes lauten: «wo ich das Liebste verlor». Der letzte Satz hingegen ist geprägt von ungarischen Rhythmen, die bei Brahms immer wieder vorkommen. Er, der Norddeutsche, stand mit dem ungarischen Geiger Joseph Joachim sogar in einem freundschaftlichen Wettstreit, wer den «All’ Ongarese»-Charakter besser umsetzen könne. Joachim soll schliesslich kapituliert haben.

Zum Konzertort

Die Korporation Unterägeri ist Besitzerin von über 1000 Hektaren Wald, zu 80 Prozent im Gebiet des Hüritals am Nordhang des Rossbergs. 2011 errichtete die Korporation auf der Parzelle des alten, sehr baufälligen Bommerhüttli am Hüribach ihren neuen Forstwerkhof. Das Bommerhüttli selbst sollte eigentlich abgerissen werden. Weil der Werkhof aber ausserhalb der Bauzone gebaut wurde, brauchte es eine Vereinbarung mit dem Kanton, in der das Bommerhüttli unter Schutz gestellt wurde und die Korporation sich verpflichtete, es zu erhalten. Das über 300-jährige Bauernhaus wurde 2020/21 aufwendig restauriert und zu einem Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung umgebaut. Es zeigt beispielhaft, wie ein historisch wertvolles Gebäude erneuert werden kann, ohne seine Identität zu verlieren. Übrigens: Bis 1946 wohnte hier ein Unterägerer Original. Das «Bommerhüttli-Anni» brachte die Eier seines Hühnerhofs jahraus, jahrein in einem Kinderwagen ins Dorf zu den Kunden. Pünktlich wie die Eisenbahn machte es seinen Kehr, was ihm prompt den Übernamen «Ysebäänli» eintrug..

Einführung zum Konzertort

Benno Furrer Dr. phil., ehem. Projektleiter der Schweizerischen Bauernhausforschung

 

to top