Zug
Kunst Cluster Zug
(V-Zug-Areal)
Sonntag, 4. August 2024, 17.00 Uhr
«Die grosse Freiheit»
Gilles apap & myriam lafargue

Gilles Apap, Violine

Geboren in Algerien. Studien in Nizza, Lyon und Philadelphia (Curtis Institute of Music). 1985 1. Preis am Yehudi-Menuhin-Wettbewerb. Internationale Karriere als Wanderer zwischen den musikalischen Welten. 2023/24 Artist-in-Residence bei der Camerata Zürich. Leidenschaftlicher Wellenreiter.

Myriam Lafargue, Akkordeon

Geboren im Südwesten Frankreichs. Begeistert sich als Achtjährige für das Akkordeon. Ausbildung in der berühmten Schule von Jacques Mornet und am Konservatorium von Marseille. Seit 2002 Mitglied des Quartetts «Colors of Invention» von Gilles Apap. Lehrt am Konservatorium Bordeaux.

Programm

Carte blanche

Im Apap-Stil wird das Konzert Werke von klassischen Komponisten und solche aus anderen Genres, sei es Jazz, Folk oder traditionelle Musik, miteinander mischen und vereinen.

Programm nach Ansage

Ticketreservation

Anfahrt

Adresse: Oberallmendstrasse 1, 6300 Zug.
ÖV: Bus Linie 604 ab Haltestelle Zug Bahnhofplatz oder Bahnhof Baar bis Haltestelle Göbli; von dort knapp 300 Meter zu Fuss (Weg markiert).
Bus Linie 603 bis Haltestelle Kistenfabrik; S 1 und S 2 bis Haltestelle Lindenpark.

Keine Parkplätze an der Oberallmendstrasse.
Nächstes Parkhaus:
GIBZ Industriestrasse 52 (ausnahmsweise geöffnet 14-22 Uhr).

Gilles Apap & Myriam Lafargue

Wenn man ihn danach fragt, nennt Gilles Apap zwei Formen des reinen Glücks: das Wellenreiten und das Geigenspiel. Surfen kann er an der Küste Kaliforniens in der Nähe seines Holzhauses etwas ausserhalb von Santa Barbara. Als Geiger hat der Wanderer zwischen allen musikalischen Welten 2002 das Quartett «Colors of Invention» gegründet, besetzt mit Violine, Akkordeon, Zymbal (eine Art Hackbrett) und Kontrabass. Das Akkordeon spielte von Anfang an Myriam Lafargue, und auch als Duo konzertieren Lafargue und Apap weltweit. Das Ergebnis: eine fast blinde musikalische Vertrautheit und Übereinstimmung, die das Publikum in Bann schlägt und das Besondere an der Kombination dieser beiden Instrumente zur Geltung bringt: die unerhörten Klangfarben und die Breite der Ausdrucksformen von grösster Intimität bis zu fast sinfonischer Wucht. Lassen wir uns mitnehmen in unglaublich schöne musikalische Landschaften!

Die grosse Freiheit

Gilles Apap, als Kind algerischer Einwanderer in Nizza aufgewachsen, war ein musikalischer Spätzünder. Mit dem Geigenspiel fing er erst mit zwölf an. Als 21-Jähriger zog er 1984 in die USA und liess sich im kalifornischen Santa Barbara nieder. Und im Jahr darauf gewann er den internationalen Menuhin-Wettbewerb in der Kategorie zeitgenössische Musik. Der grosse Yehudi Menuhin bezeichnete den jungen Mann als Beispiel dafür, wie er sich einen Geiger des 21. Jahrhunderts vorstellte: einerseits voller Achtung gegenüber dem wertvollen Erbe der klassischen Werke und andererseits voller Entdeckerfreude gegenüber der populären zeitgenössischen Musik und ihrer Kreativität, sei es in der Improvisation oder auch in der Interpretation. Menuhin unterstützte auch Apaps grenzüberschreitenden Ansatz, direkte Bezüge zwischen klassischer und populärer Musik herzustellen, auch wenn dies anfänglich beim Publikum auf offene Ablehnung stiess. Als er einmal in Cannes die Kadenz zum Finalsatz von Mozarts 3. Violinkonzert frei improvisierte, bewegte er sich nicht nur weit ausserhalb der Grundtonart, sondern auch jenseits aller klassischen Gepflogenheiten: Unbeschwert pfiff er einen Blues, begleitete sich dazu zupfend auf der Geige, jonglierte frech mit Folk- und Jazz-Motiven. Seine Auslegung war damals, zu Beginn der 1990er Jahre, zu viel für das Klassikpublikum. «Wo ist Mozart?», schrien einige Konzertbesucher entrüstet und buhten den Solisten aus.

Dem gleichen Freigeist, der gleichen Leichtigkeit, dem gleichen Freiheitsdrang, der sich mit einem Lächeln über vermeintliche Konventionen hinwegsetzt, werden wir auch im Konzert in Zug begegnen, wobei es Apap nie um Provokation geht – ganz im Gegenteil. Er ist ein Menschenfreund. Was ihn antreibt, ist der menschliche und musikalische Austausch, die Begegnung. Dem entspricht auch seine Definition von Musik: «Mein Ziel ist es nicht, Musik zu vermitteln, sondern sie mit den Menschen zu teilen.»

«Carte blanche»: Im Apap-Stil wird das Konzert Musik und Genres aller Art mischen und vereinen. Bach neben Piazzolla, Fritz Kreisler neben Manuel de Falla, Pablo de Sarasate neben traditioneller bretonischer, irischer und bulgarischer Musik, Jazz neben Folk. Das Ergebnis ist eine einzigartige Programmierung, bei der sich die Grenzen zwischen den Musikstilen auflösen. Eigentlich ein wunderbarer Wahnsinn, den nur wenige musikalisch und künstlerisch überzeugend bewältigen können. Zwei dieser wenigen sind Gilles Apap und Myriam Lafargue. Apap spielt meisterhaft die Geige, tanzt, pfeift, jongliert, ist ständig in Bewegung, ständig im Kontakt mit dem Publikum. Myriam Lafargue, die seelenverwandte Spitzenakkordeonistin aus dem französischen Südwesten, spielt mit ihrer überragenden Technik auf gleichem Niveau und ist Apaps Anker. Magisch die Momente, wenn die beiden in perfekter musikalischer Übereinstimmung miteinander zu improvisieren beginnen!

Zum Konzertort

Seit 2013 wird der Tech Cluster Zug auf dem historischen, 80'000 Quadratmeter grossen Industrieareal der V-Zug AG entwickelt, dies mit dem Ziel, ein neues Stück Stadt in Zug Nord zu schaffen. Die industrielle Produktion wird beibehalten, aber räumlich so verdichtet, dass grosse Flächen für die zusätzliche Stärkung des Werkplatzes Zug, aber auch für Gewerbe und Wohnen frei werden. Die im südlichen Teil des Areals gelegene Halle 11, eine Shedhalle mit einer nutzbaren Grundfläche von 1’500 Quadratmetern und einer lichten Höhe von über 5 Metern, wird für die Fertigung nicht mehr benötigt. 2018 wurde sie umfassend saniert und diente dann bis 2022 als Laden für die HandwerkStadt Zug. Jetzt wird sie mit Unterstützung von Stadt und Kanton für eine kulturelle Zwischennutzung zur Verfügung gestellt. Für den Betrieb ist der Verein «Kunst Cluster Zug» zuständig. Hauptnutzer sind das Kunsthaus Zug, das hier ein Magazin samt Schaudepot einrichtet, und der Künstler*innen-Verein Atelier63. Die Restfläche steht für weitere kulturelle Anlässe offen – zum Beispiel für ein Sommerklänge-Konzert.

Einführung zum Konzertort

Luca Froelicher Dr. sc. ETH Zürich, freier Dokfilmautor und Wirtschaftshistoriker

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