Risch
PFARRKIRCHE ST. VERENA
Sonntag, 28. Juli 2024, 17.00 Uhr
«Klarinettenzauber»
Geboren in Haifa. Studien in New York an der Juilliard School. 1. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Gehört zu den weltweit führenden Klarinettistinnen und arbeitet mit den bedeutendsten Orchestern in den USA, Europa und Japan. Zweimalige «Echo Klassik»-Preisträgerin.
Geboren in Zug. Studien in Basel, Philadelphia (Curtis Institute of Music), London und Zürich. 1. Preise am Internationalen Mozart-Wettbewerb Salzburg und am ARD-Wettbewerb München. Internationale Konzerttätigkeit. Professur an der Universität Mozarteum Salzburg. Spielt die De Ahna-Stradivari von 1722.
Geboren in Portugal. Studium bei Esther Hoppe an der Universität Mozarteum in Salzburg. Preisträger internationaler Wettbewerbe (Concorso Ruggiero Ricci, Convimus International Violin Competition, Guimarães International Violin Competition). Mitglied des Klaviertrios Trio Callas.
Stammt aus einer Salzburger Musikerfamilie. Mitglied des berühmten Hagen Quartetts, das seit nunmehr über vierzig Jahren alle grossen Bühnen der Welt bespielt. Unzählige und vielprämiierte CD-Einspielungen. Professorin für Viola an der Universität Mozarteum Salzburg.
Geboren 1977 in Zürich. Studium bei Heinrich Schiff in Salzburg und Wien. Konzertiert weltweit als Solist und Kammermusiker. Streichtrio mit Frank Peter Zimmermann und Antoine Tamestit. Dozent an der Hochschule für Musik in Luzern. Spielt das «Mara»-Violoncello von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1711.
Programm
Edvard Grieg (1843–1907)
Streichquartett g-Moll op. 27 (1877/78)
Un poco Andante – Allegro molto ed agitato
Romanze. Andantino – Allegro agitato
Intermezzo. Allegro molto marcato – Più vivo e scherzando
Finale. Lento – Presto al Saltarello
Johannes Brahms (1833–1897)
Klarinettenquintett h-Moll op. 115 (1891)
Allegretto
Adagio
Andantino – Presto non assai, ma con sentimento
Con moto (Thema mit Variationen)
Anfahrt
Adresse: Rischerstrasse 23, 6343 Risch.
ÖV: Bus Linie 653 ab Bahnhof Rotkreuz bis Haltestelle Risch Dorf.
Parkplätze beim Schulhaus Risch.
Ad hoc und doch vertraut
Der Titel muss kein Widerspruch sein! Vor über zwanzig Jahren trafen sich die Ausnahmeklarinettistin Sharon Kam und Christian Poltéra zum ersten Mal für ein gemeinsames Brahms-Trio. Seither sind sie gut befreundet und regelmässige Kammermusikpartner. Mit Veronika Hagen ist eine der besten und erfahrensten Bratschistinnen bereits zum dritten Mal mit dabei. Auch mit ihr ist über die Musik eine wunderbare Freundschaft mit Esther Hoppe, Christian Poltéra und Sharon Kam entstanden. Bei so viel Erfahrung ist es schön und für alle Beteiligten eine Bereicherung, dass auch die junge Generation vertreten ist: Mit dem jungen portugiesischen Geiger Miguel Rocha, der bei Esther Hoppe am Mozarteum Salzburg studiert, haben wir die Gelegenheit, einem Ausnahmetalent zu begegnen, das am Anfang seiner Laufbahn steht. Ein generationenübergreifendes Miteinander, das wunderbar zu den Sommerklängen passt!
Klarinettenzauber
Edvard Grieg setzte sich zeitlebens für die Musiktradition seines Heimatlandes Norwegen ein. Dabei verwendete er Elemente aus der Volksmusik und liess sich von der Sagenwelt inspirieren, ähnlich wie sein tschechischer Zeitgenosse Antonín Dvořák oder sein späterer Freund Pjotr Tschaikowsky in Russland.
Welche Herausforderungen mit dem Komponieren eines Streichquartetts verbunden sind, bekam auch Grieg zu spüren. Die erdrückenden Vorbilder Haydn und Beethoven hatten ihre übergrossen Fussstapfen hinterlassen. Doch auch Grieg liess es nicht unversucht, und sein einziges Streichquartett gehört längst zu den bedeutendsten und beliebtesten Werken dieser Gattung. In einem Brief schreibt er, das Quartett sei nicht als Trivialität für schlichte Gemüter gedacht, sondern ziele auf Weite, Flug der Fantasie und vor allem die Klangfarben der Instrumente. Man kann sein Quartett als Verbindung von Schuberts späten Quartetten zu Debussy und bis hin zu Bartók sehen. Abgesehen von seiner hinreissend vielfältigen klanglichen Farbigkeit liegt allen vier Sätzen ein Mottothema zugrunde, welches in der langsamen Einleitung vorgestellt wird und im Finale als Katharsis wieder auftritt. Man mag bei diesem Stück an die 5. Symphonie von Tschaikowsky erinnert werden. Dieser hatte in der Entstehungszeit der Symphonie mit Grieg engere Freundschaft geschlossen, und es ist anzunehmen, dass er Griegs Quartett als Inspirationsquelle für seine Fünfte genommen hat.
Johannes Brahms hatte nach Beendigung seines zweiten Streichquintetts op. 115 eigentlich seine kompositorische Tätigkeit für vollendet erklärt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn das Klarinettenspiel von Richard Mühlfeld, dem Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, derart einnehmen und zu weiteren Kompositionen inspirieren würde. Mühlfeld war ursprünglich Geiger in eben diesem Orchester gewesen, hatte sich das Klarinettenspiel autodidaktisch beigebracht, wurde dann als Klarinettist eingesetzt und trat alsbald vermehrt solistisch auf. Gemeinsam mit Brahms verhalf Mühlfeld der Klarinette zu einer Art Renaissance.
Für Brahms war Mühlfeld «der beste Meister seines Instruments». Für ihn komponierte er in kurzer Zeit das Trio op. 114, das Quintett op. 115 und die beiden Klarinettensonaten op. 120.
Den Charakter des Quintetts hat schon Brahms’ Biograph Max Kalbeck als einen «Abschied von der schönen Welt» interpretiert. Dieser Eindruck drängt sich auf angesichts der gefühlssatten Harmonik und Klanglichkeit. Die fallende Mollterz, die wie eine Keimzelle im ganzen Werk wiederzufinden ist, erzeugt einen wehmütigen Reiz. Zugleich ist der späte Brahms unverkennbar in der rhythmischen Freiheit und der thematischen Arbeit.
Fun fact: Bei der Uraufführung des Quintetts 1891 spielte neben Mühlfeld das Joachim Quartett mit Heinrich de Ahna am zweiten Pult. Dessen damalige Geige spielt heute Esther Hoppe.
Zum Konzertort
Die Rischer Pfarrkirche mit ihrem alten Verena-Patrozinium steht an einem einmalig schönen, aussichtsreichen Kraftort hoch über dem Ufer des Zugersees. Die ältesten Vorgängerbauten, deren archäologische Überreste erhalten sind, reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück. Der um 1310 erbaute Turm wurde beim Bau der jetzigen, barocken Kirche in den Jahren 1680–1684 wiederverwendet und verstärkt den wehrhaften, etwas gedrungen wirkenden Charakter der Gesamtanlage, weil der Neubau auf einer Aufschüttung erfolgte, der Turm aber noch auf dem Vorgängerniveau stand und deshalb um eine gute Mannshöhe im Boden steckt. Die Kirche besitzt noch den Hochaltar aus der Bauzeit und wurde um 1780 mit zierlichen Rokokostuckaturen und um 1825 mit den jetzigen, frühklassizistischen Seitenaltären und der Kanzel bereichert. Die innerhalb des Gemeindegebiets von Risch-Rotkreuz eigenartig periphere Lage der Pfarrkirche erklärt sich dadurch, dass sie ursprünglich zur Herrschaft Buonas gehörte. Diese wiederum war bis ins späte 18. Jahrhundert im Besitz von Luzerner Patrizierfamilien.
Einführung zum Konzertort
Katrin Koyro lic. phil., wissenschaftliche Mitarbeiterin des kantonalen Amtes für Denkmalpflege und Archäologie